Mit einer Delegation von sechs Ordensmitgliedern hat Hochmeister Bruno Platter vom 28. Juli bis 1. August 2010 das alte Deutschordensland besucht. Obwohl der offizielle Anlaß für diesen dritten Polen-Besuch innerhalb des Monats Juli die Segnung und Eröffnung der neuen Krypta der Hochmeister in Marienwerder, dem Sitz der damaligen dem Deutschen Orden inkorporierten Diözese Pomesanien war, gab es auch ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Besuchen jener Orte, die mit dem Leben der seliger Jutta von Sangershausen (Kulmsee und Bielczyny) sowie der heiligen Dorothea von Montau (Groß-Montau, Marienwerder) verbunden sind. So nahm diese Reise den Charakter einer Wallfahrt an. Darüber hinaus besichtigte die Delegation die nach Thorn zweitälteste Niederlassung des Ordens in Preußen, die Burg Kulm, sowie die ehemalige Zisterzienser-Abtei Peplin, die heute Kathedrale und kirchliches Zentrum des Bistums Pelplin ist und selbstverständlich auch die Marienburg.
Im Rahmen von im Jahre 2007 im Presbyterium des Domes zu Marienwerder durchgeführten Ausgrabungen, bei denen nach den Gebeinen der hl. Dorothea gesucht wurde, fanden die Archäologen überraschenderweise neben Skeletten, die den dort bestatteten Bischöfen von Pomesanien zuzuordnen waren, in einer separaten Krypta die Gebeine von drei - nach den vorgefundenen Beigaben und Stoffresten zu schließen - hochgestellten Persönlichkeiten. Drei unterschiedliche Universitätsinstitute wurden mit historischen, anthropologischen, physikalischen, chemischen und schließlich DNA Untersuchungen beauftragt. Dabei kamen die Wissenschaftler zum eindeutigen Ergebnis, dass es sich hierbei um die sterblichen Überreste der Hochmeister Werner von Orseln (+1330), Ludolf König (+1348) und Heinrich von Plauen (+1429) handle, die auch in einem Fresko im Presbyterium aus dem 15. Jahrhundert neben Bischöfen, die größtenteils Deutschordenspriester waren, abgebildet sind. Neben der Hochmeisterkrypta fanden die Archäologen eine leere Krypta vor, in der mit hoher Wahrscheinlichkeit die Gebeine der hl. Dorothea bestatten waren, die allerdings vermutlich im Zuge der Reformation gemeinsam mit ihrem Kult beseitigt wurden.
Hochmeister hält Rede an der Gedenkstätte in Tannenberg/Grunwald
21.07.2010
Auf den 15. Juli 2010 fiel der 600. Jahrestag einer der größten Schlachten des mittelalterlichen Europa – der Jahrestag der Schlacht bei Tannenberg/Grunwald. Zu diesem Anlaß fanden auf den Feldern bei Tannenberg und in Marienburg die feierlichen Gedenkveranstaltungen statt, an welchen auch der Hochmeister des Deutschen Ordens Dr. Bruno Platter, teilnahm. Dazu war er noch vom Präsidenten Kaczynski eingeladen worden und dessen Nachfolger Komorowski hatte die Einladung bekräftigt. Zum Auftakt lud der gewählte Präsident Bronisław Komorowski in den Morgenstunden des 15. Juli zum gemeinsamen Frühstück mit den anderen hohen Gästen, dem Präsidenten des Europäischen Parlaments Jerzy Buzek, der Staatspräsidentin Litauens Dalia Grybauskaitė, dem rumänischen und dem moldawischen Staatspräsidenten, sowie mehreren Ministern und Botschaftern.
Die Stadt Regensburg war anlässlich des 800-Jahr-Jubiläums der Gründung der Deutschordenskommende St. Ägid in dieser damals sehr bedeutenden mittelalterlichen Stadt Gastgeberin für die diesjährige Investitur von 14 neuen Familiaren der Ballei Deutschland. Bei einem Empfang im Reichssaal des alten Rathauses Regensburg, bei dem die historische Dimension und Entwicklung des Ordens im 13. Jahrhundert und die Verbindungen zur Stadt Regensburg im Festvortrag von Prof. Dr. Stefan Samerski erläutert wurden, gab es mit Auszügen der Legende von der heiligen Elisabeth aus dem „Passional“ in einer Übertragung aus dem Mittelhochdeutschen eine Premiere der besonderen Art. Dieses „Passional“ ist eine Sammlung von gereimten mittelhochdeutschen Heiligenlegenden und diente den Ordensbrüdern unter anderem für Tischlesungen sowie als Vorlage für Predigten. Der Verfasser dieser Sammlung war vermutlich selbst Mitglied des Deutschen Ordens, auf jeden Fall aber ein Geistlicher hoher Bildung.
Vom 1. bis 6. Juli besuchte der Hochmeister mit einer Ordensdelegation Ermland und Masuren, ehemals Teil des Ordensstaates Preußen. Anlass der Reise war die Einweihung und Enthüllung eines Gedenksteines für den ersten Bischof von Ermland und Deutschordenspriester Anselm, der vor 800 Jahren im heutigen Tschechien geboren wurde. Im Verlauf der Reise konnte der Hochmeister auch zusammen mit dem Erzbischof von Ermland, Mons. Ziemba, die Messe in der Kirche von Wuttrienen feiern, die vor 600 Jahren von Hochmeister Ulrich von Jungingen errichtet worden war. Neben den kirchlichen Feiern war die Teilnahme an der von der Universität Allenstein veranstalteten Konferenz „Der Deutsche Orden in Geschichte, Ideologie und Wirkung - historische Symbole" weiterer Anlass für die Reise. Hochkarätig mit in- und ausländischen Wissenschaftlern, wie dem Doyen der Deutschordenshistoriographie, Prof. Udo Arnold, besetzt, konnte hier ein weiter Bogen von den Anfängen des Ordens bis in die Gegenwart, vom Ritterorden hin zu auf den gleichen Werten des Helfen und Heilens basierenden klerikalen Ordens gespannt werden.
Am Samstag, dem 26. Juni, hat Fr. Hans - Ulrich Möring aus der österreichischen Provinz seine zeitliche Profess abgelegt. An der Eucharistiefeier in der Pfarrkirche St. Michael in Gumpoldskirchen nahmen zahlreiche Ordensmitglieder teil: Der Hochmeister, die Mitglieder der österreichischen Provinz - darunter auch der Novizenmeister P. Konrad Stix OT, die Mitbrüder von Fr. Hans - Ulrich aus dem Konvent am Hochmeisteramt, die deutsche Provinzoberin Sr. Mirjam Müller mit weiteren Ordensschwestern aus Passau sowie einige Familiaren aus Österreich, Deutschland und Tschechien. Anwesend war auch die Familie von Fr. Hans - Ulrich und viele andere Freunde und Bekannte, so dass die Kirche ganz voll war. Der Hauptzelebrant, der Prior der Ballei Österreich P. Johannes Kellner OT, betonte in seiner Predigt die Dringlichkeit und die Aktualität der konkreten Nachfolge Jesu. Sie sei kein abstrakter Begriff, sondern ein Vollzug: jetzt, heute, ohne Sorgen über die Zukunft. Danach versprach Fr. Hans - Ulrich für drei Jahre das Leben in Keuschheit, Armut und Gehorsam. Der Atzgersdorfer Männergesangsverein sowie Ulli Baar aus Gumpoldskirchen gestalteten unter der Leitung von Sieglinde Michalko den Gottesdienst musikalisch mit. Nach der Messe gab es eine gemütliche Agape im Deutschordensschloss.
Anlässlich der Wiedereröffnung der Deutschordenskirche St. Ägid in Regensburg nach der Innenrenovierung hat Bischof Gerhard Ludwig Müller dort ein Pontifikalamt gefeiert. Die Innenrenovierung wurde erst kürzlich abgeschlossen, in diesem Jahr, in dem die Deutschordenskommende die 800 Jahre feiert, die seit ihrer Gründung 1210 vergangen sind. Msgr. Dr. Paul Mai, Geistlicher Assistent der Komturei in Regensburg, begrüßte den Bischof herzlich zu der Feier. In seiner Predigt wandte sich Bischof Gerhard Ludwig dagegen, die Kirche mit einem bürgerlichen Verein oder einer politischen Partei zu vergleichen, von der man sich wieder distanziere, wenn man eigene Ziele dort nicht verwirklichen könne. „Die Kirche ist von Christus gestiftet. Sie ist das berufene und pilgernde Volk Gottes auf Erden", erklärte Bischof Gerhard Ludwig: „Das Reich Gottes wird von Gott her durch unser Wirken in der Welt verwirklicht."