Wallfahrt zu den Gedenkstätten der hl. Dorothea von Montau und der seligen Jutta von Sangershausen
Am Donnerstag, dem 29. Juli, pilgerte die Ordensdelegation nach Kulmsee/Chełmża, wo sie in der Kathedrale am Grab der seligen Jutta die heilige Messe feierte, den Grabstein des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen in Augenschein nahm, der die Marienburg zum Sitz des Hochmeisters machte, und vom hohen Turm aus den Kulmsee und die weite Landschaft betrachtete. Anschießend ging es zum Sanktuarium der seligen Jutta am See in Bielczyny/Bildschön, wo Jutta ihre Einsiedelei hatte. Die selige Jutta (+1260) war eine Verwandte des Hochmeisters Anno von Sangershausen und folgte diesem nach einem Leben voller karitativem Einsatz im thüringischen Sangershausen ins preußische Ordensland, wo sie am Kulmersee bis zu ihrem Tod als Einsiedlerin lebte; sie pflegte eine ausgeprägte Herz-Jesu-Verehrung. Ihr Kult wurde vom Orden sehr gefördert und sie ist Patronin von Preußen.
Tief beeindruckt hat auf der Rückreise der Besuch der großangelegten Deutschordensburg Kulm, die die mittelalterliche Bausubstanz weitgehend erhalten hat und heute Provinzhaus und Noviziat der Barmherzigen Schwestern Vinzenz’ von Paul ist; in dieser großen Klosteranlage leben sechzig Schwestern, die in mehren Einheiten schwerstbehinderte Kleinkinder, Jugendliche, Erwachsene und alte Menschen liebevoll pflegen. So ist in diesem ehemaligen Deutschordenshaus der Geist des Helfens und Heiles lebendig und zeugnishaft wirksam.
Am nächsten Tag haben sich die Vertreter des Ordens nach Gross-Montau begeben, wo die heilige Dorothea 1347 das Licht der Welt erblickte und getauft wurde. Kirche und Taufstein haben sich seit jener Zeit unverändert erhalten. Gemeinsam mit einer Gruppe polnischer Frauen, die dort Tage der Einkehr im Geiste der heiligen Dorothea abhielten, haben sie Eucharistie gefeiert und bei jenem Taufbecken, an dem die heilige Dorothea getauft wurde, sowie vor jenem Tabernakel, an dem Dorothea vermutlich die ersten Visionen hatte, innegehalten und gebetet. Dorothea wird besonders angerufen als Patronin für die gefährdeten Ehen und Familien und ist in ihrer mystischen, von der Eucharistie getragenen Verbindung zu Christus zeitloses Vorbild für engste Christusnachfolge.
Das Programm des Tages wurde abgeschlossen mit der Besichtigung der riesigen Klosteranlage des ehemaligen Zisterzienserklosters Pelplin, dessen Kirche heute die Kathedrale des Bistums ist und in dessen Klosterflügeln und Nebengebäuden das Bischofshaus, das Priesterseminar, ein Lyzeum, das Diözesanmuseum und andere kirchliche Einrichtungen untergebracht sind. Unvergessen bleibt die über der Eingangstür zum Kapitelsaal, dem zentralen Versammlungsort der Ordensgemeinschaft, vorgefundene Inschrift: „Hic locus odit excessum, amat pacem, perit murmura, conservat iura, honorat bonos.“ (Dieser Ort haßt das Vergehen, liebt den Frieden, verstummt das Murren, bewahrt die Rechte, ehrt die Guten).
Die Reise zu den frühen Stätten des Ordenslandes und zu den prägenden Persönlichkeiten und Heiligengestalten des 13. und 14. Jahrhunderts hat sich als eine tief beeindruckende Wallfahrt entwickelt und hat viele Aspekte der Ordensspiritualität an Licht gehoben, die allzu oft unbeachtet bleiben und doch für das geistliche Leben ungemein wertvoll sind.