Wissenschaftliche Vereinigung für den Deutschen Orden e.V.
„Die Kenntnis der Vergangenheit erklärt die gegenwärtige Position und hilft, Wege für die Zukunft zu finden!" Dies war eine wesentliche Maxime für Hochmeister Dr. Marian Tumler im Wiederaufbau des Deutschen Ordens nach dem Zweiten Weltkrieg. Er schrieb selber eine kurze Darstellung der Ordensgeschichte zur öffentlichen Unterrichtung (zwei Auflagen 1948, 1956; überarbeitet von Udo Arnold, fünf Auflagen 1974-1992, vergriffen) und begrüßte es sehr, dass das Manuskript seiner großen Darstellung der Ordensgeschichte bis 1400 gedruckt wurde (1955, lange vergriffen). Als im Vorfeld seines 80. Geburtstages die eigene Buchreihe des Ordens, „Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens", 1966 gegründet wurde, hat er sich besonders gefreut. Schließlich bot diese unter der Patronanz des Deutschen Ordens stehende Initiative nicht zuletzt allen Ordensmitgliedern die Möglichkeit, den eigenen Standort mithilfe der Geschichte besser zu bestimmen und damit auch aktiver an der Gestaltung der Ordenszukunft teilzunehmen. Solche Initiativen haben den Nachteil, dass sie Geld kosten, sich kaum jemals selber tragen. Um hier Abhilfe zu schaffen, bildetet sich im Kölner Raum ein „Historischer Beirat des Deutschen Ordens", in dem führend tätig waren die Familiaren Franz Gierlichs und Hermann Haeck. Bald stieß auch der Deutschherrenschatzkanzler Claus Mosler hinzu, der die Initiative an sich zog zur Gründung einer „Vereinigung zur Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Deutschen Ordens" (1981), deren Hauptzweck es sein sollte, die Finanzierung der „Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens" zu sichern. Der „Historische Beirat" ging in der neuen Vereinigung auf.
Die ursprünglich nur für die vereinsrechtlich notwendige Zahl von Mitgliedern gedachte Vereinigung wurde aufgrund der Aktivität von Claus Mosler rasch vergrößert aus dem Kreis der Familiaren, aber auch durch renommierte Deutschordenshistoriker. Sie erhielt zusätzliche Aufgabenbereiche, die mit der Ordensgeschichte in engstem Zusammenhang standen, jedoch öffentlichkeitswirksamer waren als alleinige Unterstützung der Wissenschaft: die Hilfe für Museen und Sammlungen mit Bezug zum Deutschen Orden. Die Sanierung und Ausgestaltung der Deutschordenskommende Lengmoos bei Bozen, der Auf- und Ausbau des Deutschordensmuseums Bad Mergentheim, der Ausbau des Museums in Clemenswerth - einem der Schlösser des Kölner Kurfürsten (als Bischof von Osnabrück) und Hochmeisters Clemens August von Wittelsbach - waren wesentliche Ansatzpunkte finanzieller Unterstützung. Es ging dabei vor allem um die Sammlung und Sicherung von Ordenszeugnissen wie Porträts, Porzellan, Gläsern, Kelchen etc. aus dem Handel, ehe sie erneut in Privatbesitz gelangten und damit normalerweise unzugänglich blieben. Sie sollten in der Öffentlichkeit von der Vergangenheit (und damit gegenwärtiger Existenz) des Deutschen Ordens zeugen.
Denselben Zweck verfolgten auch von der Vereinigung getragene Veranstaltungen: Vorträge anlässlich von Ordensjubiläen oder Konzerte mit Musik aus dem Ordensumfeld, beispielweise in Schloss Brühl. Bei all diesen Aktivitäten ging es darum, die Ordensmitglieder, aber vor allem auch Menschen außerhalb des Ordens anzusprechen, ihnen die Existenz des Ordens in der Gegenwart zu verdeutlichen und im besten Sinne für ihn zu werben, in Kreisen, die von der seelsorglich-karitativen Tätigkeit nicht erreicht werden. Das galt im wissenschaftlichen Bereich besonders auch für den kommunistischen Machtbereich, vor allem für Polen. Dort hat die Buchreihe dem Orden über die Diskussion der Vergangenheit den Weg in die Gegenwart geebnet, lange bevor der Hochmeister einen Besuch auf der Marienburg realisieren konnte. Die Entwicklung hat soweit geführt, dass 2007 dort sogar eine Ausstellung stattfinden konnte, die zum ersten Mal den Orden sachlich neutral präsentierte, u. a. mit vielen Leihgaben aus der Schatzkammer des Ordens in Wien, einem deutschsprachigen Katalog und der Anwesenheit des Hochmeisters bei der Eröffnung. Geradezu spektakulär - wenngleich in deutschen Medien überhaupt nicht zur Kenntnis genommen - war die Einladung des polnischen Präsidenten an den Hochmeister, an der 600 - Jahr - Gedenkfeier für die Schlacht bei Tannenberg/Grunwald 1410 teilzunehmen und eine Ansprache zu halten; der Hochmeister hat die Einladung angenommen, was zu einem erheblichen und positiven Medienecho in Polen führte. Dass polnische Wissenschaftler in den „Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens" veröffentlichten, ist inzwischen Normalität geworden; die in Polen sog. „Rote Serie", von der inzwischen fast 70 Bände vorliegen, genießt einen hervorragenden Ruf. Hier wird sich die Vereinigung mit entsprechender Unterstützung auch in Zukunft ein wesentliches Arbeitsfeld offenhalten.
Ein wichtiges Projekt, das unterstützt wurde, war die Herausgabe der Urkunden des Wiener Ordensarchives in Regestenform; für das Mittelalter liegen drei Bände vor (2007, 2008), die Neuzeit mit weiteren rund 7.000 Urkunden ist in Arbeit. Weitere Einzelveröffentlichungen wären ebenfalls zu nennen. Der museale Bereich ist inzwischen weitgehend konsolidiert, besonders in Bad Mergentheim und Clemenswerth. Außerdem ist das Spendenaufkommen - denn nur davon lebt die Vereinigung - seit einiger Zeit deutlich zurückgegangen. Auch will der Deutschherrenbund sich verstärkt der Förderung des musealen Bereiches annehmen, so dass eine Aufgabenabgrenzung sinnvoll erscheint. Ganz im Sinne der Gründungsidee hat sich deshalb die inzwischen umbenannte Vereinigung in den letzten Jahren stärker wieder der Wissenschaftsförderung im engeren Sinne zugewandt, z. B. in der Aufarbeitung von Quellen - wie der Deutschordensurkunden des Kölner Stadtarchivs -, Hilfen bei entsprechenden Veröffentlichungen oder der Unterstützung von Bibliotheken und Wissenschaftlern im Osten mit Büchern zur Ordensgeschichte. Gerade im letzten Punkt übernimmt sie damit einen Aufgabenbereich, der früher von der deutschen Bundesregierung wahrgenommen, jedoch seit etlichen Jahren eingestellt wurde. Die Vereinigung sieht auf diesem Feld die Möglichkeit, mitzuhelfen bei der Überwindung alter Vorurteile gegen den Orden und sein modernes Wirken noch bekannter zu machen. Sie ist daher dankbar für jede Unterstützung in Form von Spenden.