P. Alfred Bacher, langjähriger Generalprokurator des Deutschen Ordens in Sarnthein verstorben
Nach Gymnasialstudien am Franziskanergymnasium in Bozen und am Vinzentinum in Brixen legte der 1941geborene und in St. Leonhard i. Pass. beheimatete Alois Bacher 1961 die Matura ab, um anschließend in den Deutschen Orden einzutreten und in Trient und Brixen das Theologiestudium zu absolvieren. Nach der Priesterweihe 1967 war P. Alfred unter zweimal insgesamt 14 Jahre lang Kooperator in der klassischen Deutschordenspfarre Sarnthein. Verlässlich und pflichtbewusst hat er dort die seelsorglichen Dienste geleistet und war vor allem als Katechet beliebt in der Grundschule zu Astfeld bei Sarnthein, sowie in der für ihn erst nach eineinhalbstündigem Fußmarsch zu erreichenden Außenschule in Windlahn an den Hängen des Sarntales.
Immer schon an theologischen und spirituellen Fragen hoch interessiert, schickten ihn die Ordensoberen an die Päpstliche Universität Gregoriana, um dort am Institut für spirituelle Theologie ein Lizentiatsstudium zu machen, das er von 1973 bis 1975 mit leidenschaftlichem Interesse und großem Erfolg bei international renommierten Professoren absolvierte.
Im Herbst 1982 wurde P. Alfred von Hochmeister Ildefons Pauler zum Generalprokurator des Deutschen Ordens nach Rom berufen und zusätzlich wurde ihm auch die Leitung des Gästehauses an der Procura in der Via Nomentana anvertraut. Als Generalprokurator vertrat er die Angelegenheiten des Ordens beim Heiligen Stuhl. Seine Wege führten ihn - vor allem in der Zeit der Regelerneuerung, aber auch in Angelegenheiten von Genehmigungen und Personalfragen - oft zu Beratungen in die Religiosenkongregation, oder wie sie offiziell heißt, in die „Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens“. Nach Erscheinen des neuen „Codex des kanonischen Rechtes“ 1983 nahm er am „Lehrgang zur Einführung in das neue Ordensrecht“ im Vatikan teil; so war er in der Kommission zur Anpassung der Ordensregeln ein kompetenter und verlässlicher Berater. Die Agenda der Seligsprechung des Dieners Gottes Peter Rigler führten ihn zudem häufig in die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse.
Wer P. Alfred näher kannte, verband ihn mit Büchern und Zeitschriften. Die Vielfalt der theologischen Werke in seinen Bücherregalen weisen auf sein reiches Wissen in Theologie, Spiritualität, Kirchengeschichte und Kirchenrecht hin. Dort stehen Werke von Karl Rahner, Joseph Ratzinger, Yves Congar, Hans Urs von Balthasar, Romano Guardini, Henri-Irénée Marrou, um nur einige zu nennen. P. Alfred hat seit seinem Lizentiats-Studienabschluss in „Theologie der Spiritualität“ an der Gregoriana eine besondere Beziehung zur ignatianischen Spiritualität entwickelt. Der damalige Jesuiten-General Pedro Arrupe hat sein Lizentiats-Diplom unterzeichnet; darauf hat er gerne und mit einem gewissen Stolz hingewiesen.
Mit großem Engagement und zäher Ausdauer widmete sich P. Alfred - obwohl von Natur aus viel mehr ein Theoretiker als ein Praktiker - der Führung des beliebten Gästehauses in der Via Nomentana und seiner Modernisierung; besondere Mühen bereiteten dabei die unzähligen Hürden der städtischen römischen Bürokratie, die es zur Erlangung der notwendigen Dokumentationen und Genehmigungen zu überwinden galt. In all dem waren ihm die Deutschordensschwestern, besonders Sr. Wilhelmine Kofler eine kräftige Stütze und Hilfe, insbesondere auch in der Pflege der durch Diabetes oft recht labilen Gesundheit.
In der langen Amtszeit als Prokurator erlebte P. Alfred zwei Päpste und war drei Hochmeistern ein verantwortungsbewusster, stets loyaler Botschafter beim Apostolischen Stuhl und ein vorsichtig-kluger persönlicher Ratgeber; dies kam vor allem auch zum Tragen im Generalrat des Ordens, dessen Mitglied er als Generalprokurator und Stellvertreter des Hochmeisters 30 Jahre lang war. Wegen der angegriffenen Gesundheit bat P. Alfred mit Abschluss des Generalkapitels 2012 um Entbindung von seinen Ämtern und zog sich nach Sarnthein zurück, wo er, solange es seine Kräfte erlaubten, in der Seelsorge hilfreich tätig war.
Generalprokurator a.D. P. Alfred Bacher war eine vornehm diskrete und zurückhaltende Priesterpersönlichkeit, die niemals Aufhebens um sich machte; er war kein lauter Mensch, immer anspruchslos-asketisch, besonnen und vorsichtig, hellwach im Geiste und ein großer Beter und Meditierer, in allem ein vorbildlicher Ordensmann. In seiner unaufdringlichen Art war er ein interessierter und aufmerksamer Gesprächspartner und konnte sich bei theologischen und kirchlichen Themen leidenschaftlich ins Zeug legen. Als viel aufgesuchter Beichtvater und Geistlicher Begleiter von Ordensfrauen war er ein echter geistlicher Vater. Möge ihm nun Jesus Christus, dessen Ruf er in großer Treue ein Leben lang gefolgt ist, Anteil an der Freude der Auferstehung schenken. R. i. P.