Zu Besuch auf dem Ordensgymnasium
Was bedeutete diese Übernahme? „Neben der Rekonstruktion und Komplettsanierung des Gebäudes war sehr wichtig, dass man die bisherigen Studiengebühren abgeschafft hat", erzählt Mag. Jakub Sís, Pressesprecher des Gymnasiums. „Das war sehr wichtig für das Niveau der Studenten. Vorher ist es manchmal passiert, dass nicht die begabtesten Studenten, sondern einfach diejenigen, die wohlhabende Eltern hatten, aufgenommen wurden." Heute melden sich für das Gymnasium mehr Kandidaten, als die Schule aufnehmen kann. „Wir wollen einfach die besten Studenten haben", sagt Jakub Sís. Die begabten Schüler werden auch durch verschiedene Leistungsstipendien motiviert.
Das Gymnasium bietet heute zwei spezielle Studienrichtungen an: einen sportlichen und einen „humanistischen" Zweig. Die Stärken des sportlichen Zweiges sind traditionell Fußball und Athletik. Die athletischen Mannschaften gewinnen regelmäßig die tschechischen Meisterschaften, für die Qualität der Olmützer Fußballspieler spricht schon allein die Tatsache, dass ein Absolvent des Gymnasiums vor kurzem einen Kontrakt mit der englischen Topmannschaft FC Chelsea unterschrieben hat. Beachtliche Erfolge hat in der letzten Zeit auch die Handball-Mädchenmannschaft verbucht, die zu einem großen Stern sowohl auf tschechischem wie auf internationalem Niveau wurde. Der „humanistische" Zweig des Gymnasiums konzentriert sich auf Philosophie, Sozialwissenschaften und Sprachen. Das Hauptziel hier ist natürlich eine gute Vorbereitung auf die Aufnahmeverfahren für die Universitäten und Hochschulen. In Tschechien kann nämlich nicht jeder mit einer Reifeprüfung weiterstudieren, sondern es gibt - oft sehr strenge - Aufnahmeverfahren und in einigen begehrten Fächern, wie Jura, Psychologie oder Geschichte wird zum Beispiel nur jeder zehnte Bewerber aufgenommen. Die Absolventen des Olmützer Ordensgymnasiums sind in den strengen Aufnahmeverfahren der Universitäten mehr als erfolgreich: „Fast alle, die sich für eine Universität oder Hochschule bewerben, werden auch aufgenommen. Also 99,9 Prozent", sagt Jakub Sís. Sicher ein Zeichen für die große Qualität des Gymnasiums!
Ein wichtiger Akzent im Leben einer kirchlichen Schule ist die Religion. Die Gestaltung dieser „religiösen" Seite ist in den säkularen tschechischen Bedingungen immer eine große Herausforderung. „Wir gehen von der Freiheit der Studenten aus", sagt Pressesprecher Sís. „Wir wollen zur Religiosität nicht mit Gewalt zwingen, sondern den Glauben als eine gute Möglichkeit zur Gestaltung des Lebens zeigen und anbieten." Auf dem Gymnasium studieren sowohl gläubige als auch die „ungläubige" Studenten. Zu jeder Zeit steht ihnen der Spiritual des Gymnasiums, P. Metoděj Hofman OT, zur Verfügung. Er hat auch regelmäßige Treffen mit den Studenten und dabei erklärt er zum Beispiel den Sinn der Kirchenfeste (Weihnachten, Ostern). Nach der Übernahme der Schule durch den Orden wurde auch als Pflichtfach „Religion und Ethik" eingeführt. Allgemein ist Religionsunterricht in Tschechien kein Pflichtfach in den Schulen. Die Studenten versuchen das Ordenscharisma „Helfen und heilen" auch anders in die Praxis umzusetzen. Sie bilden kleine Gruppen, die zu Weihnachten oder zu anderen Festen die alten verlassenen Menschen in Pflege- und Altenheimen besuchen. Sie nehmen auch an verschiedenen karitativen Veranstaltungen in den Straßen von Olmütz teil. Das Gymnasium organisiert auch eine ganze Menge von anderen Aktivitäten: Regelmäßige Abiturbälle, gemeinsame Sportaktivitäten (Schifahren, Kanu); es besteht auch ein Kreis „junge Journalisten."
Die Schulleitung bemüht sich um einen modernen Zugang zu den Studenten. Am Anfang des Studiums bekommt jeder ein eigenes Notebook. Die Räumlichkeiten sind modern und die Klassen klein - Maximum sind 24 Schüler pro Klasse. Es wird nicht unerwartet geprüft, sondern das Gymnasium übernimmt die universitäre Prüfungsordnung, d.h. es wird nur in bestimmten Prüfungsperioden geprüft. „Wir wollen einfach ein modernes Gymnasium sein, mit einem hohen Ausbildungsniveau und mit einem persönlichen Zugang zu den Studenten; ein Gymnasium, das zur Ausbildung freier, reifer und verantwortlicher Persönlichkeiten beiträgt", sagt Jakub Sís. „Es erfüllt uns mit Stolz und Freude zu hören, dass es keinen unserer Absolventen gibt, der Probleme mit der Weiterbildung oder der Arbeitslosigkeit hätte." Und ein Ausblick in die Zukunft? „Natürlich muß die gesamte Rekonstruktion und Modernisierung der Räumlichkeiten fortgesetzt werden. Wir bemühen uns kontinuierlich, das Angebot der Aktivitäten und das System der Stipendien zu erweitern", schließt Pressesprecher Sís.
Das Gymnasium des Deutschen Ordens hat sich im tschechischen (mährischen) Schulsystem einen bedeutsamen Platz erobert und ist ein beeindruckendes Signal für die Präsenz des Ordens in dieser Region, geführt unter der Obhut des Hochmeisteramtes von der kleinen tschechischen Familiarenballei. Für jede Form der Unterstützung von Seiten der Mitglieder der Ordensfamilie und beherzter Förderer ist das Gymnasium außerordentlich dankbar. Damit kann eine prosperierende Weiterentwicklung dieser wichtigen Bildungsstätte gewährleistet werden (Fördergesellschaft des Deutschen Ordens gGmbH, Liga Bank München, Kto 210 79 37, BLZ 750 903 00, Spendenbescheinigung möglich).