Provinzkapitel in Tschechien erstmals in Olmütz
Das Hochmeisterpalais wurde seinerzeit von Erzherzog Eugen als Hauptsitz der Verwaltung des Meistertums in zentraler Lage von Olmütz erbaut, später unter politischem Druck veräußert und vor gut zehn Jahren teilweise zurückgekauft, um darin das von einem Privaten übernommene Gymnasium zu führen. Sukzessive konnten die Räumlichkeiten des Gymnasiums, das sich auf vier Stockwerke verteilt und von der Ballei der Familiaren geführt wird, restauriert und unter Beachtung der historischen Bausubstanz zu einem modernen Schulgebäude umfunktioniert werden; ein Stockwerk harrt noch der Restaurierung. Neben dem Gymnasium hat im Gebäude auch die Hochmeister-Kanzlei (Velmistrovská kancelář D.O. s.r.o. / HM-GmbH) ihren Sitz erhalten, von der aus die verwaltungsmäßigen Agenda des Ordens durch den Sekretär des Hochmeisters für Tschechien wahrgenommen werden.
Seit 1991 kann der Deutsche Orden nach dem Ende des Kommunismus in Tschechien wieder aktiv sein und hat seit 1995 auch in der Slowakei einen Brüderkonvent. Inzwischen hat sich die junge aufstrebende Provinz, die zum Zeitpunkt der Wende bereits seit vielen Jahren keinen einzigen Ordensprofessen mehr hatte, mit den gnädigen Segen Gottes gut konsolidiert und leistet mit ihren nunmehr 10 Feierlichen Professen wichtige Aufgaben in diversen Bereichen der Seelsorge. Die Mitbrüder sind in den Diözesen Ostrau-Troppau, Olmütz, Nitra und Trnova aktiv, zum Teil in den klassischen inkorporierten Ordenspfarreien, aber auch in von Bischöfen übernommenen Diözesanpfarreien; zwei Mitbrüder arbeiten in der Krankenhaus- und Altenheimseelsorge, einer zusätzlich im bischöflichen Offizialat und einer als Spiritual am Ordenskonservatorium in Troppau.
Am Provinzkapitel wurden die vorgesehenen Tätigkeits- und Rechenschaftsbericht abgegeben und personelle Weichen für das kommende Generalkapitel gesetzt. Mit P. Miloš Zárecký wurde für die kommende Amtsperiode ein neuer Generalrat gewählt, der bereits als Mitglied der Eigenrechtskommission in die Belange des Gesamtordens eingebunden ist. Als Delegierter zum Generalkapitel wird P. Jakub Jirovec entsendet, der neben seinem Doktoratsstudium und der Tätigkeit als Kaplan in einer Prager Pfarre seit 2016 die Redaktionsleitung der Zeitschrift des Ordens übernommen hat. In seiner Dissertation, die unmittelbar vor ihrem Abschluss steht, behandelt P. Jakub die dornenvolle Geschichte des Deutschen Ordens in der Tschechoslowakei („Zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus. Der Deutsche Orden in der Tschechoslowakei 1936-1952“). Dabei werden Enteignung, Aufhebung, Verfolgung, Vertreibung, Gefängnis und blutiges wie unblutiges Martyrium der Brüder und Schwestern des Ordens ans Tageslicht gehoben und so der Memoria des Ordens und der Kirche in Tschechien bewahrt.