Trägerschaftswechsel des Konservatoriums in Troppau
Nach der politischen Wende war es dem Deutschen Orden wieder möglich geworden, seine in diesen Gebieten seit Jahrhunderten ausgeübten Tätigkeiten in bescheidenem Maße wiederaufzunehmen. Dabei konnte man an die große pädagogische und schulische Tradition, welche vor allem die Deutschordensschwestern gestaltet hatten, anknüpfen. So konnte im Schuljahr 1999/2000 das Konservatorium in Troppau als eine Mittlere Kirchliche Orgelschule ins Leben gerufen werden, welche die Tschechoslowakische Schwesternprovinz des Deutschen Ordens in Führung übernahm. Im Schuljahr 2006/2007 wurde die Schule in ein Kirchliches Konservatorium umgewandelt. Die heutigen Curricula bieten die Möglichkeit, nach einer vierjährigen Ausbildung mit der Matura, bzw. nach einer höheren sechsjährigen mit dem Absolutorium staatlich anerkannt abzuschließen. Die Schule legt dabei großen Wert auf einen ausgewogenen Kanon an musikwissenschaftlichen, künstlerischen und instrumentenkundlichen Ausbildungsfächern (Satzlehre, Dirigieren, etc.). Der konzertfachliche Unterricht erfolgt im Orgel-, Klavier- und Cembalospiel, für Akkordeon, für viele Saiten- und Blasinstrumente, in der Chorleitung und im Sologesang. Zusätzlich dazu bildet eine pädagogische Grundausbildung eine zusätzliche Qualifizierung für die spätere Ausübung eines Lehramtes. Zahlreiche Konzerte und Aufführungen von Oratorien in Troppau und anderen tschechischen wie ausländischen Städten haben dem Konservatorium einen anerkannt guten Ruf eingebracht.
Der Komplex des Ordenskonservatoriums, der ehemals das Mutterhaus der Deutschordens-Schwestern war und als einziges Objekt nach der Wende restituiert wurde, befand sich bei seiner Rückgabe in einem erbärmlichen baulichen Zustand und musste von Grund auf mit Mitteln des Hochmeisteramtes und unter dessen verantwortlicher Leitung saniert werden. Dabei wurde das Gebäude den Anforderungen des Unterrichts, der Einzel- und Konzertproben, der Direktion und Verwaltung wie auch der Freizeitgestaltung der Schüler angepasst; mit der Renovierung des Schwesternkonventes und der Errichtung eines Internates wurden die umfassenden Restrukturierungsarbeiten im Jahr 2004 abgeschlossen. Das Konservatorium verfügt über drei eigene Konzertsäle und ein der Schule angeschlossenes eigenes Internat sowie über eine ruhige größere Parkanlage. Für den Unterricht an mittlerweile 120 Studenten stehen 55 Pädagogen zur Verfügung. Als Spiritual der Schule ist seit dem 06. September 2013 P. Stefan Bednár OT als Priester des Deutschen Ordens vor Ort tätig. Die Schule beteiligt sich auch regelmäßig an karitativen Tätigkeiten der Diözese Ostrau-Troppau. Zahlreiche Aufführungen für einen guten Zweck sind dabei neben dem diözesanen Projekt der Fernadoption zur Unterstützung von hilfsbedürftigen Kindern zu nennen.
Aus den kleinen und schwierigen Anfängen – die Schule war in den ersten Jahren auf mehrere ist eine inzwischen renommierte und allseits geschätzte und anerkannte Bildungseinrichtung geworden, die in hervorragender Weise junge Menschen in den verschiedenen Disziplinen der Musik, speziell der Kirchenmusik ausbildet und für ein erfolgreiches berufliches Leben vorbereitet. Mit diesem Konservatorium bietet der Deutsche Orden nicht nur den Studentinnen und Studenten eine qualifizierte Ausbildung, sondern leistet genauso der Kirche und ihren Pfarrgemeinden wie den Schulen und musikalischen Institutionen einen unschätzbar wertvollen Dienst.
Mit der Übernahme der Trägerschaft durch die Familiarenballei Böhmen, Mähren und Schlesien, die in der berühmten Stadt Olmütz bereits vor zehn Jahren das Deutschordensgymnasium gründete und seitdem mit großem Erfolg führt, können wertvolle Synergien und Kompetenzen eingebracht werden, die eine solide Weiterentwicklung des Ordenskonservatoriums in Troppau im Geiste des Deutschen Ordens gewährleisten. Die Deutschordensschwestern werden dadurch wesentlich entlastet, bleiben aber mit Mutterhaus und Hl. Kreuz-Kirche an ihrem Stammsitz präsent.