600. Todestag der Deutschordens-Beichtväter der heiligen Dorothea von Montau.
Am 19. September 2017 hat P. Piotr Rychel OT im Hochchor der Kathedrale zu Marienwerder eine hl. Gedenkmesse zelebriert, an dem Ort, wo einst die Deutschordens-Domherren das Stundengebet verrichtet haben. An der hl. Messe nahmen zahlreiche Verehrer der hl. Dorothea aus Danzig (heute: Gdańsk) teil, die im Juni dieses Jahres der Danziger Marienkirche ein großes Bild der Heiligen, ein Werk des Künstlers Krzysztof Izdebski, stifteten, sowie Einwohner von Marienwerder. Die musikalische Gestaltung übernahm die Schola Gregoriana Gedanensis unter der Leitung von Jan Pożarski, die Teile der mittelalterlichen Messe für Verstorbene aus der Sammlung der liturgischen Bücher des Deutschen Ordens aufführte. In seiner Homilie sprach P. Piotr über die Rolle der geistlichen Führung der beiden Johannes im Leben Dorotheas und über die Rolle der heutigen geistlichen Führung in der Verbreitung des Kultes der Heiligen. Im Rahmen des Gottesdienstes wurde auf der Grabplatte des Johannes von Marienwerder ein Kranz niedergelegt, sowie vor dem Fresko von Bischof Johannes Rymann eine Kerze mit dem Ordenswappen entzündet. Zu diesem besonderen Anlass richtete der Hochwürdigste Herr Hochmeister Bruno Platter OT an die Verehrer der hl. Dorothea einen Brief, der am Schluss der hl. Messe verlesen wurde. Nach dem Segen zogen die Teilnehmer an der hl. Messe unter dem Gesang des Salve Regina, ähnlich wie damals die pomesanischen Domherren nach dem Tode Dorotheas, hinunter in die Krypta der Heiligen zum privaten Gebet.
Die Feier der hl. Messe am Ort ihrer mystischen Gottesanbetung und ihres Grabes fügt sich ein in die zunehmende Entwicklung des Kultes der hl. Dorothea in Pommerellen; es bleibt jedoch weiterhin eine vornehme Aufgabe, die Verehrung dieser ganz besonderen Heiligen zu fördern und die Verbindung der Dorothea von Montau zum Deutschen Orden als eine wertvolle Facette der Ordensspiritualität zu erkennen und besser bewußt zu machen.
P. Johannes Marienwerder OT wurde um das Jahr 1342 in Preußen auf dem Gebiet der Diözese Pomesanien geboren.
Um das Jahr 1373 empfing er in Prag die Priesterweihe für die Diözese Pomesanien und wurde Kanoniker des Kollegiatkapitels Allerheiligen auf der Prager Burg. Ende 1386 verließ er Prag und kehrte ins heimatliche Preußen zurück, wo er in den Deutschen Orden eintrat und zum Domherrn des Pomesanischen Deutschordenskapitels in Marienwerder ernannt wurde.
Ab Ende des Jahres 1391 bis zu Dorotheas Tod (+25. Juni 1394) war er geistlicher Führer und Beichtvater der Dorothea von Montau. Seine Unterstützung für Dorothea rettete sie vor der formellen Anklage der Häresie durch die Danziger Geistlichkeit.
Nach dem Tod der Mystikerin war Johannes ein aktiver Befürworter der Heiligsprechung der Reklusin. Er war Autor vieler, den Kult Dorotheas verbreitender Briefe, sowohl für den Bedarf des Prozesses an der römischen Kurie, als auch an die Adresse bekannter damaliger Theologen.
Johannes Marienwerder starb am 19. September 1417 und wurde im nördlichen Schiff der Kathedrale zu Marienwerder begraben.
P. Johannes Rymann OT wurde in Christburg (heute: Dzierzgoń) geboren.
Er war vom 27. Dezember 1288 bis zum 13. April 1393 Propst des Deutschordenskapitels in Marienwerder. Anschließend wurde er auf Wunsch der Hochmeister Konrad von Wallenrod und Konrad von Jungingen deren Berater in Marienburg. Vom 26. Dezember 1399 bis zum 16. Jänner 1404 war er erneut Propst des Kapitels in Marienwerder.
Als zweiter Beichtvater der Dorothea von Montau half er bei der Aufzeichnung ihrer Offenbarungen. Er war ein wichtiger Zeuge im Heiligsprechungsprozess der Dorothea.
Am 08. März 1409 wurde er zum Bischof von Pomesanien gewählt. Nach der Schlacht von Tannenberg war er gezwungen, dem polnischen König Władysław Jagiełło zu huldigen, der das Grab der Dorothea von Montau in der Kathedrale zu Marienwerder besuchte. Zum Dank für das Zurückziehen des polnischen Militärs aus Preußen stifte er im November 1410 der Kathedrale den Erlöseraltar.
Johannes Rymann starb am 04. September 1417 auf dem bischöflichen Schloss in Marienwerder. In seinem, wenige Tage vor dem Tode angefertigtem Testament, verschrieb er seine Bücher sowie 200 ungarische Floren für die Wiederaufnahme des Heiligsprechungsprozesses der Dorothea, der durch die Niederlage des Ordens bei Tannenberg, Unruhen auf der Apenninen-Halbinsel und durch das Schisma der Westlichen Kirche unterbrochen wurde.
Der Tod der zwei wichtigsten Zeugen der letzten Lebensjahre der hl. Dorothea, die Widrigkeiten, die die Niederlage des Deutschen Orden bei Tannenberg mit sich brachte, das westliche Schisma und die Säkularisierung Preußens im Jahre 1525 beendeten die Bemühungen nicht, Dorothea zur Ehre der Altäre zu erheben. Die von P. Johannes Marienwerder und P. Johannes Rymann aufgezeichneten Werke führten zur Inspiration für weitere Forschungen und schließlich zur Anerkennung des Kultes der Dorothea durch Papst Paul VI. im Jahre 1976. Von diesem Moment an, wird Dorothea von Montau in der deutschen Kirche und im Deutschen Orden als Heilige, und in Polen als Selige verehrt.