Missale Teutonicorum auf UNESCO Landesliste
Das Exemplar des Missale secundum notulam dominorum Teutonicorum entstand im 14. Jh. und wurde liturgisch am Brigittenaltar in der Danziger Marienkirche genutzt, was durch einen Eintrag aus dem Jahre 1518 im Buch bezeugt wird.
Der Bucheinband wurde in einer Danziger Buchbinderwerkstatt gefertigt und die Darstellung Christi am Kreuz sowie zweier Engel, die das Blut aus seinen Wunden in Kelchen auffangen, ist das Werk eines Wanderkünstlers, der aus dem Kreis von Meister Francke stammte (burgundische Einflüsse). Den Text der Handschrift zieren zahlreiche farbige Initialen mit Pflanzenmotiven.
Das Buch erhält den liturgischen Kalender (6 Blätter), Proprium de tempore - Messformulare für den Herrenjahr bis zum Pfingsten (Blätter 7 bis 123); Sammlung der Präfationen und Kanon der Messe (Blätter 124-142), Proprium de tempore: Dreifaltigkeitssonntag und 25 Sonntage im Jahreszeit nach Dreifaltigkeitssonntag (Blätter 143-167a), Messformulare für besondere Feste (z.B. Kirch und Altarweihe) (Blätter 167b-171), Proprium de sanctis – Messformulare der Heiligen (Blätter 172-209), Commune sanctorum – Gemeinsame Texte für Heiligen (Blätter 210-231a), Votivmessen (Blätter 232b-251), Sammlung von Sequenzen (252 bis 262b). Das Messbuch würde während der Benutzung um spätere liturgische Texte (Messtexte von Heiligen, Sequenzen ergänzt)
DIE UNESCO-LANDESLISTE
Das UNESCO-Programm „Memory of the World“ entstand im Jahre 1992. Hauptziel ist es, auf den notwendigen Schutz von Dokumenten mit historischer Bedeutung aufmerksam zu machen, die Zeugen unserer Kultur und Zivilisation sind, sowie Schritte zu ihrer Popularisierung und zu einer breiten Zugänglichkeit zu tätigen.
Die Internationale Liste des Weltdokumentenerbes wurde 1997 angelegt und umfasst gegenwärtig ca. 350 Einträge verschiedener Dokumente in Bezug auf Inhalt, Entstehungszeit und –ort sowie auch des Materials, auf dem sie festgehalten wurden. 14 Dokumente auf dieser Liste repräsentieren das polnische Erbe.
Außer der internationalen Liste wurden im Rahmen des Programms „Memory of the World“ auch Register geschaffen, in denen Objekte gesammelt wurden, die einen besonderen Wert für die Kultur oder Geschichte Polens oder anderer Kulturen haben, insofern sie sich in den Sammlungen polnischer Institutionen befinden.
Die polnische Landesliste des UNESCO-Programms „Memory of the World“ wurde 2014 eröffnet. Außergewöhnlich ist die Tatsache, dass in die Liste des polnischen Kulturerbes, in der sich die wichtigsten Zeugnisse der Geschichte der polnischen Nation befinden, ein liturgisches Buch des Deutschen Ordens aufgenommen wird.
Die Bibliothek der Marienkirche
Das Messbuch gehörte zur Sammlung der Bibliothek der Marienkirche, die 230 Handschriften zählte und 1398 vom Deutschordenspfarrer der Marienkirche zu Danzig Andreas Slommow gegründet wurde. Hochmeister Heinrich von Plauen trug mit seinem Privileg vom 25. Juni 1413 für ihren Bestand Sorge. Anfangs enthielt sie theologische Handschriften, die den Ordensbrüdern dienten. Unter dem Einfluss der nachfolgenden Pfarrer, die sich um die Büchersammlung bemühten, kamen auch Bücher mit anderer Thematik hinzu – philosophische, juristische oder medizinische. In späteren Jahrhunderten dienste die Bibliothek nicht nur der Geistlichkeit, sondern auch den Schülern der Danziger Pfarrschulen. Sie war eine wertvolle und bedeutende Sammlung in Danzig. Im Jahre 1912 übernahm die Danziger Bibliothek die Büchersammlung als Dauerdeposit. Außer dem ausgezeichneten Messbuch befinden sich noch weitere 22 liturgische Bücher des Deutschen Ordens in der Sammlung der Danziger Bibliothek. Insgesamt: 10 Messbücher, 5 Breviere (Stundenbücher), 3 Antifonale, und Exemplar von: Collectarius (Sammlung der Kollekten/Tagesgeben), Cantionale (Gesangbuch), Notulare dominorum Teutonicorum (Beschreibung der Liturgie nach eigen Ordensritus), Diurnale (Gebetsbuch für die erste Hore des Tagesoffiziums: Matutin) und eine Samlung Liturgischen Gesankstücken der Messe. Es ist die weltweit größte Sammlung von liturgischen Büchern des Deutschen Ordens.