Priesterweihe und Primiz in der Ballei Österreich
Gewohnt routiniert versahen die zahlreichen Ministrantinnen und Ministranten der Pfarre Gumpoldskirchen ihren Dienst und trugen damit einmal mehr zum festlichen Gepräge der Feier bei. Mit besonderer Herzlichkeit begrüßte der Bischof auch die Familie des Weihekandidaten sowie Priester und Laien aus Polen in ihrer Muttersprache. Das Pontifikalamt wurde musikalisch gestaltet durch den Kirchenchor Gumpoldskirchen unter der bewährten Leitung von Ewald Wappel, vor allem durch Wechselgesänge mit dem Volk.
In seiner Festpredigt ging Bischof Zsifkovics auf die besondere Qualifikation von P. Piotr ein, der vor dem Studium der Theologie und Philosophie zunächst Kunstgeschichte studiert hatte: Drei Bilder der Gottesmutter Maria sollten Leben und Dienst eines Priesters verdeutlichen.
Zunächst der Besuch Mariens bei Elisabeth, die Begegnung der beiden Frauen, das Festgeheimnis des Weihetages. Besuch und Begegnung seien Synonyme für Seelsorge, denn auch der Priester sei in seinem seelsorglichen Dienst berufen, „das Evangelium mit Freude zu bringen, Gottes Heilswirken im eigenen Leben, in Kirche und Welt zu besingen und für ihn heute glaubwürdig Zeugnis abzulegen. Ein zweites Bild Mariens sei die in der Kunstgeschichte sehr geläufige Darstellung der Hochzeit zu Kana. Der Bischof wörtlich: „Nicht auszudenken, wenn Maria in Kana nicht anwesend gewesen wäre. Es wäre wohl der Wein ausgegangen, der Hochzeitssaal wäre zu einem Saftladen verkommen. Der Wein ist es, der das Herz des Menschen erfreut – so ist Maria die Dienerin der Freude.“ Genauso sei heute der Priester gesandt, „Diener der Freude zu sein, mit wachsamen Augen hinter die Lebensfassaden der Menschen zu schauen und ihre Nöte zu sehen, ihnen beizustehen, sie zu begleiten und zu heilen“, dort nicht zu fehlen, wo er nötig sei! Das dritte Bild zeige Maria im Abendmahlssaal, wohin sich die Apostel nach der Himmelfahrt ihres Herrn ängstlich ins Private zurückgezogen hätten. Hier sei Maria zur „Sammlerin der Zerstreuten“ geworden, „zur Symbola, die gegen den Diabolos antritt, um die Verängstigten und Zerstreuten um den einen Tisch im Abendmahlsaal unter dem einen Dach zu sammeln“. So solle auch der Priester heute durch die gläubige Feier und den häufigen Empfang der Sakramente zum Stifter der Einheit und zum Brückenbauer werden, um sich so gegen den Diabolus zu stellen.
Nach der festlichen Weiheliturgie stellte der Neupriester schmunzelnd fest, es sei schon fast zur Gewohnheit geworden, dass der Eisenstädter Bischof in der Ballei Österreich die Weihen spende. Gerne hätte man bereits heute einen Termin in zwei Jahren vereinbart, doch fehle dazu derzeit noch ein Weihekandidat. Den zu finden, seien die Brüder zum Gebet und zum vorbildlichen Leben gerufen. In Dankbarkeit gegenüber dem Prior und der Ballei Österreich lud P. Piotr alle Anwesenden zur Agape ins Ordensschloss ein. Hier, im festlichen Ambiente des Gumpoldskirchner Schlosses, gab es dann Gelegenheit zur Gratulation, zum gegenseitigen Austausch und zur Stärkung an einem guten Buffet.
Einen Tag später versammelten sich wiederum seine Familie, Mitbrüder, Schwestern, Familiaren, dazu Freunde und Bekannte aus der Wiener polnischen Gemeinde und aus der Pfarre St. Othmar im III. Bezirk, in der der Primiziant sein Diakonatspraktikum absolvierte, diesmal in der Rektoratskirche St. Elisabeth im Zentrum Wiens. P. Piotr feierte seine Primiz, seine erste heilige Messe als Priester. Dazu wählte er das Messformular des Festes „In divisione Apostolorum“, eines Festes, das bis zur Liturgiereform des Konzils von Trient am 15. Juli gefeiert wurde, also auch am 15. Juli 1410, am Tag der berühmten „Schlacht bei Tannenberg“, Polnisch „Schlacht bei Grunwald“, in der die Heere des Deutschen Ordens von denen des Königreichs Polen und des Großherzogtums Litauen vernichtend geschlagen wurden und mit großen Teilen der Ordensleitung auch der Hochmeister Ulrich von Jungingen im Kampf den Tod fand. Auf beiden Seiten wurde vorher in der heiligen Messe um den Sieg in der Schlacht und die Vernichtung der Feinde gebetet. Heute sollte diese Messfeier Menschen aus dem Orden, aus Polen, Österreich, aus Deutschland und vielen weiteren europäische Ländern im Gebet für den Neupriester und füreinander verbinden. Zudem lenkte das Evangelium von der Aussendung der Zwölf den Blick auf den Auftrag Jesu, das Hereinbrechen des Gottesreiches in unsere Welt in aller Welt zu bezeugen. Passenderweise sang ein Vokalensemble das Proprium der Messe im gregorianischen Choral sowie die „Missa Ave Maria“ von Christobal de Morales (1500-1553).
Für manche überraschend, hatte P. Piotr sich als Primizprediger einen Diakon gewählt, Cfr. Dr. Paul Röttig, selbst als Familiare der Ordensgemeinschaft eng verbunden. Und er tat es seinem Heimatbischof Ägidius Zsifkovics gleich, und schenkte P. Piotr drei weitere Bilder:
Zunächst ein Wandfresko aus der kleinen Wallfahrtskirche Maria Schnee im Virgener Ortsteil von Obertauern in Ost-Tirol, das letzte Abendmahl des Herrn mit seinen Jüngern darstellend. Jesus sei dort in gleicher Gestalt doppelt abgebildet, einmal beim Brechen des Brotes und dann den Jüngern die Füße waschend. Diakon Röttig deutete dies so: Der priesterliche Dienst und der diakonale gehörten untrennbar zusammen. „Wenn du in Gott eintauchst, landest du in des Menschen Herz. Und wenn du das Herz eines Menschen berührst, begegnest du Gott selbst.“ Als zweites Bild gab er dem Neupriester eine häufig gemalte Pfingstikone der Ostkirche mit: Die Apostel, über ihren mal nach innen, mal nach außen gewendeten Häuptern der Geist Gottes in Gestalt einer Feuerzunge, säßen im offenen Halbkreis, der Thron in der Mitte zwischen Petrus und Paulus bliebe frei. Den offenen Kreis schließe das Bild eines gekrönten Hauptes, Sinnbild der Welt, in der wir leben. Der Blick der Apostel gehe bezeichnenderweise einmal in den Kreis der Kirche hinein, ein anderes Mal aber bewusst nach außen, an die Ränder, wo Christen als Salz der Erde und Licht der Welt gefordert seien.
Im Blick auf den altehrwürdigen Raum der Elisabethkirche führte der Diakon aus: „Die historischen Zeugnisse in dieser Kirche sind Zeugen der Vergangenheit, deren diakonale und pastorale Infektion dich ergriffen hat. Vergiss aber nicht, dass es deine Sendung ist, deinen Nächsten … mit Christus zu infizieren, ihn in und durch Christus wachsen zu lassen. … Kirche kann nur dann wachsen und eine `learning organization´ sein, wenn sie mit mutiger Innovation ihre Tradition in die Arme schließt.“ Das dritte Bild sei ein sehr konkretes, orientiert an Papst Franziskus. Dieser habe, noch als Rektor des Jesuitenkollegs in San Miguel am Stadtrand von Buenos Aires im weitläufigen Garten des Kollegs die schwierige Geburt eines Lammes beobachtet und das Neugeborene dann einem zufällig vorübergehenden Scholastiker in die Arme gelegt mit dem Auftrag, in der Krankenstation das kleine Lamm mit Milch aufzupäppeln. Über Jahre sei das Lamm diesem Studenten gefolgt, der den inzwischen viel zitierten „Geruch der Schafe“ angenommen habe und sich gekümmert habe.
Diakon Röttig dazu zum Neupriester: „Piotr, dein Name ist `Fels´. Gott, der Fels, trägt die Welt nicht anders als durch Menschen, die Menschen tragen“.
Nach den Dankesworten des Neupriesters schloss der Primizsegen die Eucharistiefeier ab. Und während P. Piotr dann in der Elisabethkirche den Einzelprimizsegen spendete, versammelten sich die Gäste zur Agape und zum Gedankenaustausch im Hof des Deutschen Hauses. Mit Applaus begrüßt, betrat endlich auch der Neupriester den Hof. „Wie wenn der Nuntius nach der Fronleichnamsprozession eintrifft“, scherzte ein Familiare.
Es wurde noch lange gefeiert, gegessen und getrunken. Und ab 21.00 Uhr gab es public viewing: Das Viertelfinalspiel Frankreich – Island der Fußballeuropameisterschaft sahen sich zahlreiche Gäste gemeinsam an.