Marienburg/Malbork (Polen) feiert 730 Jahre Stadtrecht
Freitag und Samstag wurde dann ordentlich gefeiert mit Besuch des Schlosses, einer feierlichen Sondersitzung des Stadtrates mit verschiedenen Ehrungen am späten Vormittag und einer anspruchsvollen Konferenz am Nachmittag zu geschichtlichen und aktuellen Marienburg und den Deutschen Orden betreffenden Themen. Helle Begeisterung mit Standing Ovation löste ein örtlicher Jugendchor mit bravourös vorgetragenen mittelalterlichen Gesängen aus, die er demnächst auch auf einer Japan-Tournee darbieten wird. Der Hochmeister, der auf dieser Reise vom Diakon P. Piotr Rychel OT als Dolmetscher und Zeremoniar begleitet war, wurde gebeten, den heutigen Orden in seinem Wirken darzustellen.
Der Samstag galt ganz der Folklore mit Festumzug in historischen Kostümen und dem obligaten Auftritt des polnischen Königs Kasimir, wie er im Jahre 1457 die Marienburg von den tschechischen Söldnern übernimmt, nachdem zuvor der Hochmeister seine Residenz samt Schatz und Archiv Richtung Königsberg verlassen hatte. Den ganzen Tag über gab es auf dem Stadtplatz lebhaftes Treiben auf dem mittelalterlichen Markt, wo Produkte und Speisen aus den Partnerstädten sowie aus der Region vorgestellt und feilgeboten wurden.
All dem ging am Vormittag ein festlicher vom Hochmeister in Konzelebration mit den örtlichen Priestern zu Ehren des Heiligsten Namens Mariä gefeierter Gottesdienst in der Pfarrkirche zum hl. Johannes voraus. In seiner Predigt verwies der Hochmeister auf das den Polen und dem Deutschen Orden gemeinsame Naheverhältnis zum Fest Mariä Namen, das Papst Innozenz XI. eingeführt hatte zum Dank für die siegreiche Schlacht der Christenheit gegen das Wien belagernde osmanische Heer, an der Ordensritter Seite an Seite mit dem polnischen König Jan Sobieski gekämpft hatten. Er erläuterte auch die dem Deutschen Orden eigene Marienverehrung, der den Namen Mariens nicht nur in seiner Ordensbezeichnung führt, sondern bei der Gründung dem Schloss wie der Stadt Marienburg den Namen Mariens gegeben und so der Gottesmutter geweiht hat.
Eine ungeahnte und tief beeindruckende Aura gab die „Schola Gregoriana Gedanensis“ der Liturgie, die verstärkt durch den Chor Lutnia Gregorianische Choräle aus den mittelalterlichen Messbüchern des Deutschen Ordens sangen. Diese Schola hat sich zur Aufgabe gemacht, die alten Messgesänge des Deutschen Ordens ausfindig zu machen, sie wissenschaftlich zu erforschen und in der Liturgie bei Vespern, Eucharistiefeiern und geistlichen Konzerten nach der „Notula Dominorum Theutonicorum“ vorzutragen. Für alle Mitfeiernden war es ein großes und unvergessliches Erlebnis, das den reichen liturgischen Schatz des Ordens erahnen ließ.