80. Todestag Hochmeister Paul Heider
Das deutsche Knabenseminar in Freudenthal
Mit dem Untergang der österreichischen Monarchie und der Errichtung der neuen tschechoslowakischen Republik wurde das Erzbischöfliche Knabenseminar in Kremsier, das bisher für deutsche und tschechische Theologiestudenten offenstand, zu rein tschechischen Anstalten umgewandelt. Schnell wurde die Notwendigkeit – besonders von Propst Heider – erkannt und die Errichtung eines deutschen Knabenseminars beschlossen. Vorläufig im zweiten Stock des Deutsch-Ordens-Schlosses in Freudenthal untergebracht, erging schon bald der Ruf durch Nordmähren: „Errichtet für deutsche Priesterstudenten ein Heim, ein Konvikt, ein Seminar, in welchem sie Wohnung, Verpflegung und Förderung in ihrem Studium unter geistlicher Leitung finden.“
Die Planung und der Bau des Seminars fielen in die Regierungszeiten zweier Bischöfe von Olmütz: Dr. Anton Cyrill Stojans und ab 1923 Dr. Leopold Prečans. Förderte Stojan ideell und auch materiell das „Projekt“ Heiders, stieß er bei Prečan mit seinen Ideen auf Unverständnis und Missgunst, auch gegenüber der Person Heiders. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Besitzverhältnisse des 1926 eingeweihten und seiner Bestimmung übergebenen Seminars. Stojan nämlich ließ dem Deutschen Orden schon bei der Ortswahl freie Hand und sagte die Unterstützung des Olmützer Erzbistum bezüglich der Baumaterialien zu, während Prečan seine abweisende Haltung gegenüber dem Bau und Heider alle Beteiligten deutlich spüren ließ. Bei der Weihe des Knabenseminars in Freudenthal soll Stojan ausgerufen haben „Dem deutschen Volke deutsche Priester“, was zahlreiche tschechische Geistliche gegen ihn, aber auch gegen Heider aufbrachte. Heider nämlich hatte bereits vor dem Bau des Seminars einen Verein zur Erbauung des deutschen Knabenseminars in Freudenthal gegründet, der nach der Weihe umbenannt wurde in einen Verein zur Erhaltung des Knabenseminars in Freudenthal. Aus den Mitteln des Vereins wurde der Bau finanziert und sollte samt der Gebäude und Grundstücke auch in dessen Besitz übergehen. Nach Prečan gehörte das Seminar in den Besitz des erzbischöflichen Stuhles, obwohl dieses nur eine Viertelmillion von den sieben Millionen Kronen beigesteuert hatte. Dennoch wurde dieser rechtliche Vollzug, den Zuschlag zum erzbischöflichen Stuhl Olmütz, als rechtmäßig angesehen. Diese Schwierigkeiten, mit denen Propst Heider kurz vor der Weihe am 15. August 1926 zu kämpfen hatte, blieben für die Gläubigen weitgehend im Dunkeln. Das Seminar war fortan ein Segen für die Ausbildung deutscher Priester, man konnte dem Priestermangel gestärkt entgegenwirken. Aber wie Dr. Josef Matzke in seinem Werk Die Olmützer Bischöfe beschreibt, sollten in der „gesetzesfreien Zeit“ während des Dritten Reichs, vor allem aber nach 1948 die Zustände noch viel schlimmer werden. Schon vor 1945 war das Seminar für die Kinderlandverschickung beschlagnahmt, die theologische Fakultät gesperrt worden.
In Bezug auf die Gelder, die bereits vor dem Bau zum größten Teil vorliegen mussten, zeigte sich Heider kreativ: Er setzte den Plan einer Sachlotterie mit vielen Anstrengungen um. Diese wurde als Seminarlotterie bekannt und avancierte sogar zum Titel und Thema eines Theaterstücks von Viktor Heeger. Das Stück Die Seminarlotterie erlebte zahlreiche Präsentationen.
Heider als „Presseapostel“
Heider sah seine Aufgaben aber nicht nur in der Führung des Ordens und des rein seelsorglichen Wirkens, wie Alfons Jedelsky in einem Beitrag über Pater Paul in der Festschrift zu Ehren von Weihbischof Adolf Kindermann (Kirche, Recht und Land, 1969) schreibt. Er setzte sich auch ein für die Gründung und Verbreitung einer deutschen katholischen Presse. Die Neue Mährisch-Schlesische Presse schließlich sollte DAS christliche Tagesblatt sein, doch nach dem Umsturz 1918 musste der Verlag ins deutsche Siedlungsgebiet umziehen. Nur durch den Tatendrang Heiders war die Gründung der GmbH Das Volk möglich gewesen. In der Folgezeit wurde auch das Deutsche Wochenblatt angegliedert und die Zeitungen gewannen immer mehr Bezieher. Die große Bedeutung dieser Zeitung zeigt sich letztendlich auch darin, dass die katholische Presse bereits 1938 von nationalsozialistischen Dienststellen verboten wurde. Ein Jahr später, 1939, wurde der Deutsche Orden, der unter den Hochmeistern Bischof Dr. Norbert Klein, Pater Paul Heider und seinem Nachfolger Robert Schälzky auch und besonders die Pressearbeit förderte, von den Behörden in Reichenberg aufgelöst, die Besitzungen beschlagnahmt.
An seiner Abtswürde und damit der höchsten Würde, der des Hochmeisters, die Heider am 31. Mai 1933 erlangte, konnte er sich nicht lange erfreuen: er verstarb als äußerst beliebter und verehrter Monsignore am 25. Jänner 1936.
Julia Nagel
Mit freundlicher Genehmigung des Sudetendeutschen Pressedienstes (SdP)
A-1030 Wien, Steingasse 25
E-Mail: pressedienst@sudeten.at