70 Jahre Deutschordensschwestern in Passau und Tittling
Der Festtag hatte verschiedene Stationes und begann um 11.00 Uhr mit einer Eucharistiefeier in der Mutterhauskapelle im kleinen Kreis der Ordensfamilie. Dazu waren zahlreiche Schwestern aus Tittling und den anderen Niederlassungen angereist. Herr Hochmeister Bruno Platter stand der Messfeier vor und hielt die Festpredigt, Generalsekretär P. Olaf Wurm und Generalökonom P. Frank Bayard konzelebrierten. Auch die beiden Novizen aus Frankfurt, Frater Sebastian und Frater Athanasius, die schon im Vorfeld die Schwestern bei den Vorbereitungen im Haus tatkräftig unterstützt hatten, und für die Familiaren die beiden Komture J. Schörnig und Dr. J.M. Mühllechner sowie der stellvertretende Balleimeister Dr. W. Schörnig feierten mit den Schwestern diesen Dankgottesdienst.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen im festlich geschmückten Schwesternrefektor schloss sich um 14.00 Uhr der Festakt im Hörsaal der Fachakademie an, zu dem nun auch die politische Öffentlichkeit aus Passau und Tittling und verschiedene Zeitzeugen und Wegbegleiter geladen waren. Aus diesem Grunde waren auch Sr. Theodolinde, Generaloberin der Barmherzigen Schwestern in München, und Sr. Manuela von der Congregatio Jesu jeweils mit zwei Mitschwestern erschienen. Beide Schwesterngemeinschaften standen den Deutschordensschwestern in den schweren Anfängen vor 70 Jahren hilfreich zur Seite. In ihren Grußworten dankten der Bischof von Passau – vertreten durch Generalvikar Dr. K. Metzel -, der Passauer Oberbürgermeister J. Dupper, Prof. R. Wernsmann von der Uni Passau, Dr. M. Schörnig, stellv. Landrätin G. Kaupa und der stellv. Bürgermeister von Tittling, J. Artmann den Schwestern für ihr Dasein und segensreiches Wirken. Ein Vortrag des Diözesanarchivars Dr. H.W. Wurster über das Flüchtlingselend 1945 und die Vertreibung nach Passau verliehen der Veranstaltung akademisches Gewicht. Ein besonderer Ohrenschmaus war die musikalische Umrahmung durch Yvonne Zehner (Gitarre) und Vera Unfried (Okarina). Zentrum und Höhepunkt der Veranstaltung war Sr. Mirjams Buchvorstellung. Ihr klar gegliederter und reich bebilderter Band ist im Grunde eine Frucht ihrer immer zahlreicher werdenden Hausführungen. Die langjährige ehemalige Provinzoberin hatte schon als junges Mädchen den Schwestern geholfen, nach und nach die heruntergekommen Räumlichkeiten immer wohnlicher zu gestalten. Jeder Stein im Haus atmet für sie Geschichte. So war es ihr ein Anliegen, einerseits die Geschichte des Hauses, des Ordens und der Schwestern überblickartig in einer Schrift zu vereinen und andererseits die Erzählungen der Schwestern, die die Vertreibung und den Anfang in Passau noch erlebt hatten, für die Nachwelt aufzubewahren. Die Festschrift ist im Nikolakloster für 19,80 € zu erwerben.
Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen erwartete die Festversammlung noch ganz besondere Gäste. Ein Chronikspiel, das 4 Schülerinnen und Schüler aus dem St.-Gotthard-Gymnasium Niederalteich und Sr. Makaria aus dem Nikolakloster aufführten, ließ die langjährige und bedeutende Provinzoberin Schwester Amata Grüner (1942-1962) und Prälat Ludwig Penzkofer, Caritasdirektor der Diözese Passau von 1945 – 1960 lebendig werden. Zu einem meditativen Ausklang des Tages mit sog. „Abendstimmung(en)“ in der Hauskapelle waren alle eingeladen, die mit den Schwestern für diese Jahre fruchtbaren Schaffens danken wollten. So war die Kapelle fast bis zum letzten Platz gefüllt. So viele Teilnehmer hatten die Schülerinnen und Schüler aus Niederalteich, die schon seit mehreren Jahren immer wieder solche geistlichen Abende im Nikolakloster gestalten, noch nie erlebt. In Liedern – am E-Piano von Gottfried Wölfl, Musikpädagoge an der FAKS, unterstützt –, Texten und Gebeten reflektierten sie in dieser besinnlichen Stunde über die Zeit und ihre Bedeutung. Provinzoberin Sr. Maria-Franziska Meier, Sr. Mirjam Müller als Redakteurin der Festschrift und ihre Mitschwestern freuten sich über den gelungenen Festtag, den ermunternden Zuspruch von allen Seiten und über die vielen berührenden Begegnungen – nicht zuletzt mit der eigenen Vergangenheit.
Sr. M. Gratia Rotter