Ausstellungseröffnung "Kreuzfahrer und Wohltäter" in Utrecht
Auf Druck der Generalstaaten hatte sich die zum Deutschen Orden gehörende Ballei Utrecht 1637/1640 abgespalten. Die Bemühungen um eine Reunion mit der seit dem Tod des letzten katholischen Ritters im Jahre 1628 rein calvinistischen Ballei wurden erst Anfang des 19. Jahrhunderts unter Hochmeister Anton Viktor (1779-1835) eingestellt, nachdem die politischen Veränderungen in Europa durch Napoleon und den Wiener Kongress dafür keinen Raum mehr ließen. Durch diese Veränderungen endete auch im Deutschen Ritterorden das bis dahin zumindest in einigen Balleien seit der Reformation funktionable Miteinander von katholischen, lutherischen und calvinistischen Rittern unter der Leitung des katholischen Hochmeisters, die den Orden Jahrhunderte geprägt hatte und von gelebter Ökumene zeugte, lange, bevor diese Begriff geläufig war.
Der Hochmeister betonte in seinem Grußwort daher auch die gemeinsame Geschichte von über 400 Jahren. Immerhin gehört das Deutsche Haus zu Utrecht, welches im Jahre 1231 in das Eigentum des Ordens überging, zu den ältesten Niederlassungen des Ordens in Europa. Auch wenn sich die Wege mehr aus politischen denn aus konfesionellen Gründen im 17. Jahrhundert getrennt haben, so bleibt doch das christliche Wertsystem und der Auftrag des Ordens in der jeweiligen Zeit und im konkreten Umfeld zu helfen und zu heilen hie wie dort Erbe und Auftrag. Während der Deutsche Orden heute ein rein geistlicher Orden innerhalb des Gefüges der katholischen Kirche ist, der mit seinen Brüdern, Schwestern und Familiaren versucht, diesen Ruf in die Nachfolge Jesu mit Leben zu erfüllen, ist die Ballei Utrecht bis heute eine Adelskooperation, deren Mitglieder 8 adelige Vorfahren belegen müssen, wobei der väterliche Adel auf die Zeit vor 1580 zurückgehen muss.
Die Erträge aus den Gütern des Ordens, der 1811 von Napoleon (1769-1821) aufgehoben und bereits 1815 durch König Wilhelm I.(1772-1843) aus dem Hause Nassau-Oranien wieder hergestellt wurde und bis heute dem König untersteht, werden in unseren Tagen nicht mehr zum Unterhalt der Komture und Ritter verwendet, die alle Berufen nachgehen, sondern fließen zum größten Teil in sozialkaritative Projekte. Pro Jahr werden mehrere Hundert Spendenanfragen bearbeitet, in den meisten Fällen auch positiv beschieden.
Das Deutsche Haus in Utrecht, dass die Ritter vor einigen Jahren in völlig desolatem Zustand für einen symbolischen Gulden zurückkaufen konnten, strahlt heute, nach vorbildlicher Restaurierung und Wiederherstellung historischer Ensembles, wieder in altem, dezentem Glanz und beherbergt neben der Verwaltung der Ballei den Kapitelsaal und auch eines der wichtigsten Privatarchive der Niederlande. Ein Teil der dort unter besten konservatorischen Bedingungen lagernden Urkunden und Archivalien sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen, ebenso wie die Porträts aller Landkomture seit dem 13. Jahrhundert.
Die von großer Herzlichkeit getragenen Begegnungen zwischen dem 65. Hochmeister des Deutschen Ordens und den Rittern der Ballei Utrecht ließen nicht nur das gegenseitige Interesse spüren, sondern vielmehr auch den Geist der Gemeinsamkeit, ja fast so etwas wie das Bewusstsein um die Zugehörigkeit zu einer Familie. Wenngleich entfernte Verwandte, so doch mit gleichen Wurzeln. Der Tag fand seinen Abschluss bei einem feierlichen Essen im heute in Teilen der Landkommende untergebrachten Hotel, zu dem der Landkomtur die Delegation des Hochmeisters und für die Ausstellung verantwortlichen aPersönlichkeiten eingeladen hatte und der noch mehr Raum für interessante Gespräche und freundschaftliche Kontakte bot.