Diplomat und Ritter - zum 70. Todestag von Albert Graf Mensdorff
Es verwundert daher auch nicht, dass Königin Viktoria von England und ihr Mann, Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, Taufpaten waren. Er besucht in Wien Schule und juridische Fakultät und tritt 1885 in den diplomatischen Dienst ein. Nach ersten Erfahrungen in Paris, wird er nach London versetzt, wo er von einem kleinen Intermezzo von nicht einmal 2 Jahren an der Botschaft von St. Petersburg, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wirkt. Im Jahre 1904 wird er mit 42 Jahren, als jüngster Botschafter der Monarchie, zum „k. und k. außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter am königlich großbritannischen Hofe in London“ ernannt, auf Wunsch von König Edward VII. Er versucht sich, bis zu seiner kriegsbedingten Abberufung im August 1914, für den Frieden einzusetzen. Im Jahre 1917 wurde er zum lebenslangen Mitglied des Herrenhauses ernannt. Trotz seiner Pensionierung im Januar 1919 stellt er seine Kräfte auch weiterhin in den Dienst Österreichs und wirkt in der Folge als erster Delegierter bei den Völkerbundverhandlungen in Genf zum Wohle Österreichs, wo er etwa 1922 über eine Völkerbundanleihe für den wirtschaftlichen und finanziellen Wiederaufbau Österreichs verhandelte. Bei der Wahl eines Koadjutors für Erzherzog Eugen 1923 war er der Kandidat der Ritter. Aber Erzherzog Eugen entschied sich für den Ordenspriester und Bischof von Brünn, Norbert Klein, und machte damit und seinen Verzicht auf das Amt des Hochmeisters den Weg frei zur Neugestaltung des Ordens zu einem klerikalen Orden. In den letzten Jahren lebte Graf Mensdorf zurückgezogen im Wiener Ordenshaus, besuchte aber bis weit in die dreißiger Jahre hinein noch regelmäßig die britische Königsfamilie und war sehr eng mit König Ferdinand von Bulgarien befreundet, der ebenfalls dem Hause Sachsen-Coburg entstammt. In einem Nachruf schreibt der Historiker Egon Conte Corti: „…so ging einer der letzten Paladine des alten Kaiser Franz Josef, ein wahrer österreichischer Patriot und ein warmer, hingebender Freund der großen englischen Nation, in einem öffentlichen Krankenhaus still und gottergeben hinüber“.