Tagung „Kunst im Deutschen Orden“ am Hochmeisteramt
Den ersten Vortrag hielt Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Udo Arnold (Universität Bonn), der Nestor der Deutschordensforschung, über das christologisch-mariologische Programm der mittelalterlichen Deutschordenssiegel. Aus der großen Menge an Siegelbildern konnte Arnold mit jenen zu Szenen der Vita Christi und Mariens nur einen kleineren und dennoch beeindruckenden Teil vorstellen, geordnet nach der biblischen bzw. apokryphen Erzählfolge. Dabei zeigte er gegenseitige Bezüge und Variationen von Siegeln auf, die manchmal durch die Abhängigkeit einer Ordensniederlassung von einer anderen zu erklären sind. Dennoch lassen sich häufig die Gründe nicht entschlüsseln, die für die Wiederholung von Bildthemen ausschlaggebend waren, wie auch überhaupt die Vergabe der Siegelbilder bislang nicht geklärt ist.
Sodann widmete sich Prof. Dr. Matthias Müller (Universität Mainz) der Sakralarchitektur des Deutschen Ordens im Römischen Reich im Mittelalter. Während das Gros der Kirchenbauten des Ordens nicht weiter nennenswert ist, heben sich einige Bauten deutlich davon ab. Die Elisabethkirche in Marburg ist nicht nur wegen ihrer Größe bemerkenswert, sondern auch als eine der frühesten gotischen Kirchen im Reich. Als Grablege für Elisabeth von Thüringen, deren Heiligsprechung der Orden deutlich gefördert hat, hatte sie eine Zusatzfunktion, die weit über die Bestimmung als Kirche der Landkommende hinausging und die sie über Jahrhunderte zu einer „Hauptkirche“ des Ordens machte.
Im Folgenden stellte Dr. Raphael Beuing (Bayerisches Nationalmuseum, München) die Prunkwaffen der Schatzkammer des Deutschen Ordens vor. Dabei handelt es sich zwar nur etwa um ein Dutzend Objekte, die jedoch als eine Gruppe früher orientalischer und orientalisierender Prunkwaffen in dieser Zusammensetzung in anderen Sammlungen nicht zu finden sind. Als Prunkwaffen waren sie sicher nicht für den Kampf bestimmt, noch ist ihnen eine Provenienz als Beutestücke zu unterstellen, da es sich dabei vielmehr um diplomatische und freundschaftliche Geschenke handeln dürfte, die wohl an den ersten Habsburger Hochmeister, Erzherzog Maximilian III. von Österreich, gelangten.
Weiters sprach Dr. Andreas Nierhaus (Wien Museum, Wien) zum Palais Erzherzog Wilhelm, das der gleichnamige Hochmeister durch Theophil Hansen in den 1860er Jahren an der Wiener Ringstraße errichten ließ. Nierhaus erläuterte die Umstände der Ringstraße im Allgemeinen und die städtebauliche Situation am Parkring im Besonderen, wobei er das Wirken Hansens von dem Heinrich Ferstels als anderem bestimmendem Architekten des Historismus differenzierte. Sodann würdigte der Redner die Besonderheiten und die Ausführung des Palais, mit dem Hansen gleichsam sein Probestück für weitere monumentale Bauaufgaben ablieferte.
Der letzte wissenschaftliche Vortrag, den Dr. Franz Kirchweger (Kunsthistorisches Museum, Wien) hielt, galt Kunstkammern und Schatzkammern im Vergleich. Er nahm das Nachlassinventar eines Kabinettschranks des Hochmeisters Erzherzog Maximilian zum Anlass, einzelne Schubladen mit Abbildungen vergleichbarer sowie in geringem Maße erhaltener Stücke zu visualisieren. Mit weiteren Stücken wie Kokosnuss- und Straußeneipokalen und Hartsteingefäßen steht der Schatz des Deutschen Ordens anderen Kunstkammern nahe, ebenso wie mit Erzherzog Maximilian als maßgeblicher Sammlerpersönlichkeit, der in eine Reihe anderer Sammler des Hauses Habsburg einzureihen ist.
Die eigentliche Buchvorstellung leitete Hochmeister Dr. Bruno Platter ein, der auf das langjährige Engagement des Ordens auf dem Gebiet der Kunst einging. In einem weiteren Grußwort beschrieb der Balleimeister der Familiarenballei Österreich, MR Prim. Prof. Dr. Paul Drobec, die von ihm begleiteten, grundlegenden Renovierungsarbeiten in der Schatzkammer in den Jahren von 2003 bis 2006. Denn es waren die Familiaren der Ballei Österreich, die großteils die Renovierung der Schatzkammer finanzierten. Der Herausgeber und Hauptautor des Kataloges, Dr. Raphael Beuing, gab einen Abriss über die im Verlauf der Jahrhunderte unterschiedliche Sorge, die der Deutsche Orden dem Schatz angedeihen ließ und die Perioden gewissenhafter Pflege wie auch Vernachlässigung und Verkäufe kannte. Der neue Katalog, der in 14 Kapiteln und mit 311 Einträgen von 17 Autorinnen und Autoren der Sammlung eine angemessene wissenschaftliche Einordnung zukommen lässt, ist selber als Teil der gegenwärtigen Sorge um den Ordensschatz zu verstehen.