Diözese Elbląg/Elbing begeht 620. Todestag der Hl. Dorothea von Montau
Als Doyen der Forschungen zur Hl. Dorothea gilt der em. Bischof Julian Wojtkowski, der mit seinen Übersetzungen der polnischen Forschung die Arbeiten des Johannes Marienwerder über die Hl. Dorothea von Montau erschloss. Bei der Tagung in Kwidzyn/Marienwerder referierte er über den Heiligsprechungsprozess der Hl. Dorothea und reflektierte insbesondere die Rolle des Deutschen Ordens dabei. Bereits ein Jahr nach ihrem Tod initiierte der Orden das Verfahren. Nach Erlaubnis Bonifatius IX., eine mit der Untersuchung beauftragte Kommission in Kwidzyn/Marienwerder zu installieren, konnte der Heiligsprechungsprozess im erstaunlich kurzen Zeitraum von 23. Juni 1404 bis 10. Februar 1406 erfolgen. Dies obwohl die Formalitäten in der Komplexität durchaus mit einem heutigen Prozess zu vergleichen seien, betonte Bischof Julian. Er hob auch die Bedeutung der damals erstellten Prozessdokumente als Quellen für sozial- und alltagsgeschichtliche Fragestellungen hervor, da sie einmalige Zeugnisse aus der Zeit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bilden. Die Tagung stand ganz im Zeichen der Hl. Dorothea und der Bedeutung ihrer Person. Ihre persönliche Frömmigkeit, ihr Verständnis von Mystik, Aszese, Verehrung der Eucharistie und der Wallfahrt kamen genauso zur Sprache wie kunsthistorische Aspekte der Darstellungsgeschichte sowie ihre heutige Rezeption im Religionsunterricht. Ihre zahlreich überlieferten Gebete bringen Dorotheas persönlichen und individualisierten Zugang zum Gebetsleben zum Ausdruck. Diese frühe devotio moderna gab sie auch an die Gläubigen weiter, welche sie in ihrer Rekluse besuchten.
Das Festhochamt anlässlich des Gedenktages der Hl. Dorothea, welche als Diözesanpatronin im Bistum Elbląg/Elbing verehrt wird, feierte Bischof Jacek Jezierski im Anschluss an die Konferenz. Erst seit einem Monat im Amt, war dies auch der erste Besuch des Elbinger Hirten in der Konkathedrale Marienwerder. 1243 gemeinsam mit Ermland, Samland und Kulm durch Wilhelm von Modena zur Diözese erhoben, hatte das Bistum Pomesanien seinen Sitz seit damals stets in Kwidzyn/Marienwerder. Mit Ausnahme von Ermland waren diese Diözesen dem Deutschen Orden inkorporiert. Genauso gehörten die jeweiligen Domkapitulare sowie die meisten Bischöfe bis in das Jahr 1525 dem Deutschen Orden an, bis schließlich Hochmeister Albrecht von Brandenburg den preußischen Ordensbesitz säkularisierte und damit die Grundlage für das spätere Kurfürstentum Preußen schuf. Dass die Verehrung der Hl. Dorothea bis heute lebendig geblieben ist, zeigt das große Pilgeraufkommen in ihrer Heimatpfarre Mątowy Wielkie/Groß-Montau. Die spirituelle Auseinandersetzung mit dieser bedeutenden Heiligen in den dortigen Exerzitienprogrammen gibt der Verehrung auch für die heutige Zeit Profil.
Mit der Anbringung einer Gedenktafel im Dom zu Kwidzyn/Marienwerder würdigte Bischof Jacek Jezierski somit nicht allein die Person der Diözesanpatronin von Elbląg/Elbing und Patronin des Deutschen Ordens, sondern ließ in dieser unscheinbaren Steintafel auch 620 Jahre der Bitte, der Hoffnung und der Verehrung erklingen.