150. Geburtstag von Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Eugen
Eugen Ferdinand Pius Bernhard Felix Maria wird als viertes Kind Erzherzog Karl Ferdinands und dessen Frau Erzherzogin Elisabeth, Tochter des Palatins von Ungarn, Erzherzog Josef, am 21. Mai 1863 auf Schloß Groß-Selowitz in Mähren geboren. Auf einer Ansichtskarte des Schlosses, die im Zentralarchiv aufbewahrt wird, hat Eugen selbst im Erdgeschoss die Fenster jenes Zimmers markiert, in dem er das Licht der Welt erblickte. Seine schulische und militärische Formation erhält er in Wien, wobei er neben den militärischen Fächern großes Interesse für Musik und Kunstgeschichte entwickelt. Der Erzherzog, der mehr als 1,90 maß, war mit Leib und Seele Soldat und seine Popularität als General und Feldmarschall besteht bis heute. Er durchläuft die übliche Karriere eines Erzherzogs vom Leutant (1887) bis zum General der Kavallerie (1901). Besonders stolz war er zeitlebens auf seine im Jahre 1916 durch den gerade einmal seit zwei Tagen regierenden Kaiser Karl erfolgte Ernennung zum Generalfeldmarschall, die seinem militärischen Können geschuldet war und nicht der üblichen Karriere eines Mitgliedes des Kaiserhauses. Zahlreiche in- und ausländischen Orden waren ihm verliehen worden und er trug das goldene Vlies. Kaiserin Elisabeth sprach von ihm in ihrem poetischen Tagebuch als „Adonis“.
Nicht nur militärisch interessiert und fähig sondern auch von einem tiefen Glauben erfüllt, entscheidet er sich gegen Ehe und Familie und trat in den Deutschen Ritterorden ein. Sein Onkel, Hochmeister Erzherzog Wilhelm, schlug ihn am 11. Januar 1887 zum Ritter. Kurz darauf zum Koadjutor des hochmeisterlichen Onkels bestimmt, tritt er mit dessen tragischem Tod im Jahr 1894 an die Spitze des Deutschen Ritterordens. Wenn man sich die Archivalien dieser Zeit ansieht, so fallen die zahlreichen Reisen und Visitationen ebenso auf, wie das rege Interesse des Hochmeisters an geistlicher und wirtschaftlicher Entwicklung der Provinzen und der Menschen, die dem Orden angehörten oder anvertraut waren. Bisweilen täglich ergingen Berichte der Kanzlei in Wien an das Ordensoberhaupt, monatlich berichtete die hoch-und deutschmeisterische Güteradministartion über die Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft bis hin zur Milchleistung der Kühe und die Entwicklung der Unternehmen wie Schiefergruben, Sägewerke, Brauereien und Brennereien. Die meisten Berichte zeigen zeitnahe Kommentare und Anweisungen Eugens in seiner schwer lesbaren Schrift. Er lässt von Georg von Hauberrisser die Burg Busau als mittelalterliche Burg bauen, renoviert das hochmeisterliche Schloss in Freudenthal, kauft und baut die Burg Hohenwerfen bei Salzburg aus und lässt große Teile der Erträge des Meistertums wieder in den Orden und seine Einrichtungen zurückfließen. In zahlreichen Ordenskirchen finden sich auch bis heute von ihm gestiftete Paramente, Kelche, Rauchfässer und Monstranzen. Insbesondere auch die Gründung seines hochmeisterlichen Vorgängers, Erzherzog Wilhelm, die Feldspitäler, lässt er weiter ausbauen und auf den modernsten Stand bringen, so dass im Ersten Weltkrieg, wo er selbst als Befehlshaber von Teilen der Armee im Einsatz ist, nicht nur vier mobile Spitäler für jeweils 200 Schwerstverwundete zur Verfügung stehen, sondern auch jedes dieser Spitälter bereits mit einem mobilen Röntgengerät ausgestattet ist.
Nach dem Krieg zwingen ihn die „Habsburger –Gesetze“ im April 1919 die geliebte Heimat zu verlassen und bis 1934 ins Exil nach Basel zu gehen, wo er sich aufgrund seiner Liebenswürdigkeit und Einfachheit großer Zuneigung erfreut. Von der Schweiz übersiedelt er 1934 zunächst in das Deutschordensschloss Gumpoldskirchen, das er auf Druck der Nationalsozialisten gegen eine Wohnung in Wien tauschen muss. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebt er zurückgezogen in Igls nahe Innsbruck in einem kleinen Haus. Nach einer überstandenen Lungenentzündung wird der 91jähige Erzherzog nach Meran zur Kur gebracht, wo er am 30. Dezember 1954 stirbt. Seinem Wunsch entsprechend wird er unter großer Beteiligung der Bevölkerung und Vertretern des Ordens und des Adels nebem dem ersten Habsburger im hochmeisterlichen Amt, Erzherzog Maximilian der Deutschmeister (+1618), in der St. Jakobskirche in Innsbruck beigesetzt.
Erzherzog Eugen ist für den Deutschen Orden nicht nur aufgrund seiner Fürsorge für die ihm anvertraute Gemeinschaft und für seine kluge Verwaltung der Güter des Ordens von großer Bedeutung, sondern vor allem auch deshalb, weil er nach dem Ersten Weltkrieg die Neustrukturierung und damit wohl auch das Überleben des Ordens gesichert hat. Ohne seine Resignation und die Übertragung der Hochmeisterwürde auf einen Geistlichen im Jahre 1923 wäre der Fortbestand in den Nachfolgestaaten der österreischisch-ungarischen Monarchie gefährdet gewesen, die Neuformierung als geistlicher Orden schier undenkbar gewesen. Das er dem Orden als einfacher Professritter verbunden blieb zeugt von seiner Treue zu seinem Deutschen Orden. Dass er schweren Herzens auf sein Amt verzichtete von der Verinnerlichung seines Wahlspruchs „magis prodesse quam praesse“ (mehr nützen als herrschen).
Vor 150 Jahren wurde Erzherzog Eugen geboren, ein langes Leben, erfüllt und doch nicht frei von Schicksalsschlägen wurde ihm geschenkt. Auch wenn ihm die Würde des Hoch- und Deutschmeisters nicht in die Wiege gelegt worden war, hat er diesem Orden sein Siegel eingeprägt , hat er nicht nur verwaltet, sondern gestaltet und geformt, versucht die Zeichen der Zeit zu erkennen und den Orden darauf auszurichten, hat er letztlich die Zukunft des Deutschen Ordens ermöglicht. Erzherzog Maximilian Josef kann als zweiter Gründer des Ordens in der Neuzeit gelten, mit Blick auf die Wiederbelebung der Schwestern und die Priesterkonvente. Erzherzog Eugen hat dieses Werk nicht nur bewahrt, sondern in schwierigster Zeit und durch persönliche Opfer in sicheres Fahrwasser geleitet. Beide haben auf ihre Art Großes geleistet, beiden wird man, nicht nur in diesem Jubiläumsjahr, mit Dankbarkeit gedenken.