Adventskonzert des Ordenskonservatoriums Troppau in St. Elisabeth, Wien
In seiner Begrüßung hieß Kirchenrektor P. Frank Bayard die Künstler aus Troppau in Begleitung der Direktion und Vertretern der Professorenschaft herzlich willkommen und brachte seinen Dank über das ausgewählte Programm des Abends zum Ausdruck, welches eine Besonderheit im Rahmen des musikalischen Advents in der Ordenskirche St. Elisabeth bedeutet. Von Seiten des
Konservatoriums sprach Frau Markéta Wiesnerová den Dank der Schule, der Studentenschaft und des Lehrkörpers an den Deutschen Orden aus, welcher sich seit nunmehr 15 Jahren um den Erhalt und die Fortführung des Unterrichtsbetriebes kümmert. Aktuelle Berichte über laufende Projekte und Aufführungen, wie etwa das barocke Oratorium F. A. Rosettis „Der Sterbende Jesus", gaben dem Publikum einen informativen Einblick in die kirchenmusikalische Arbeit und das öffentliche Engagement am Konservatorium in Troppau.
Das Konservatorium ist in den ehemaligen Klosterräumlichkeiten der Deutschordensschwestern in Troppau untergebracht Das Gebäude wurde im Jahr 1952 durch die kommunistischen Machthaber enteignet und als Heim genutzt. Nach der Wende bekamen es die Schwestern 1990 in völlig verwahrlostem Zustand zurück. Unter mehreren angedachten Nutzungsmöglichkeiten setzte sich schließlich die Idee eines Konservatoriums mit Schwerpunkt in liturgischer
Musik durch. Im Jahr 1998 approbierte das tschechische Schulministerium die Fachschule
mit ihrem kirchenmusikalischen Schwerpunkt. Kontinuierlich erfolgte auch die Rekonstruktion und räumliche Anpassung des Gebäudes, wobei die letzten Bauarbeiten erst im Jahr 2001 abgeschlossen wurden. Im Jahr 2005 hat das Schulministerium seine Zustimmung zur Erhebung der Mittelschule zu einer höheren Schule gegeben.
Somit ist das Konservatorium in Troppau heute eine staatliche Musikfachschule, welche ein 6-jähriges Ausbildungsprogramm anbietet. Nach vier Jahren wird die Matura abgelegt und nach sechs Jahren der musikalische Fachabschluss (Absolutorium). Im Angebot sind derzeit die Fächer Orgel, Klavier, Gesang und Chorleitung sowie das Fach „Streich- und Blasinstrumente". Als Besonderheit gilt hier, dass man im Unterschied zu einem klassischen Konservatorium nicht nur im ausgewählten Hauptfach, sondern auch auf den jeweils drei übrigen Gebieten im Nebenfach ausgebildet wird. Das international besetzte Lehrerkollegium der Schule sorgt für breite und fundierte Fachausbildung. Neben der Übung und Pflege des geistlichen Musikreperoires in traditionellen und modernen Varianten kommen aber auch klassische
Kompositionen hinzu, die dem Unterrichtsstandard an den anderen staatlichen Konservatorien entsprechen. Alle Fächer werden vor allem im Hinblick auf den liturgischen Einsatz erprobt. Das Konservatorium veranstaltet zudem gefragte Schwerpunktseminare, vor allem Kurse zu gregorianischem Chorals durch Fr. Gregor Baumhof OSB aus München. Die Schule nimmt auch an verschiedenen internationalen Veranstaltungen teil oder an Auftritten im eigenen Land, etwa
anlässlich des Besuches von Papst Benedikt XVI. im September 2009. Nach Abschluss des Studiums in Troppau setzen viele Absolventen des Konservatoriums ihre Ausbildung an Musikhochschulen fort, etwa in Prag oder Brünn, oder an pädagogischen oder philosophischen Fakultäten, zum Beispiel für Musikfachlehre oder Musikwissenschaft. Das Kirchliche Konservatorium hat somit nicht nur als Musikfachschule eine für Tschechien einzigartige Bedeutung, sondern wirkt darüber hinaus auch neben der Schlesischen Universität als institutionalisierter Kulturträger für die Stadt Troppau.